Im Rausch der Gefühle
David Guerchovitch ist 1. Konzertmeister des Berner Symphonieorchesters. Wir haben ihm ein paar Fragen zu unserem Konzert Hollywood in Bern gestellt.
Gibt es besondere Herausforderungen bei der Adaption der Hollywood-Soundtracks für ein Live-Konzert?
Wenn die Soundtracks aufgenommen werden, profitiert das Orchester von der Möglichkeit, alles wiederholen zu können, was nicht zu 100 % geklappt hat. Filmkomponist*innen wissen das natürlich, daher sind die musikalischen und technischen Anforderungen von Filmmusik oft sehr hoch. Insofern ist es eine grosse Herausforderung, diese Musik in einem Durchgang zu spielen, aber es gibt dem Orchester und dem Publikum auch ein unglaublicher Rausch der Gefühle.
Was sind innovative oder unerwartete musikalische Elemente, auf die die Besucher bei dem Konzert achten sollten?
Bei einem Film müssen die musikalischen Elemente an den Dialog, die Soundeffekte usw. angepasst werden. In der Harry-Potter-Suite zum Beispiel hören wir während des Films das Hauptthema von den Bläsern. Die Streicher stehen nicht so im Vordergrund, obwohl sie das Thema mit ziemlich virtuosen, fast unspielbaren Girlanden begleiten. Ich denke, dass viele dieser kleinen Elemente das Publikum überraschen werden, da es sich nun ausschliesslich auf die Musik konzentrieren kann und die Musik ein Stück weit neu hört.
Gibt es bemerkenswerte Instrumentalarrangements oder orchestrale Interpretationen, die für die bekannte Hollywood-Filmmusik einzigartig sind?
Da gibt es so viele: Um für jeden Film eine einzigartige Atmosphäre zu schaffen, gehen viele Komponist*innen dazu über, die Klangfarbe eines Standardorchesters zu verändern. Ein Beispiel ist der musikalische Einsatz von Metallketten in Herr der Ringe oder auch die Hardanger-Fiddel: Für diese besondere norwegische Variante der Violine hat Komponist Howard Shore ein eigenes Thema komponiert. Oder all die zusätzlichen Perkussionsinstrumente in vielen Partituren von Hans Zimmer. Ich persönlich finde die Zusammenarbeit zwischen John Williams und dem London Symphony Orchestra beispielsweise bei Star Wars einzigartig. Diese Arbeitsbeziehung definiert für mich das höchste Niveau der Zusammenarbeit zwischen einem Filmkomponisten und einem klassischen Orchester.
Gibt es Stücke im Konzert, von denen Sie glauben, dass sie unseren Besuchern besonders gefallen werden?
Alle! Man darf nicht vergessen, dass wir in diesem Programm nicht nur Filmmusik spielen, sondern auch Orchesterwerke, die erst später in Filmen verwendet wurden. Das Publikum kann sowohl die Hollywood-Seite als auch die klassische Seite geniessen.
Welches Stück hat für Sie persönlich die meiste Bedeutung?
Da gibt es zwei: Schindlers Liste und Star Wars. Schindlers Liste trifft mich immer ziemlich hart, da ich jüdischer Abstammung bin, da ist also eine Menge persönliche Geschichte im Spiel. Meine Zuneigung zu Star Wars ist da definitiv heiterer: Meine erste Begegnung mit Science-Fiction war Das Imperium schlägt zurück, und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich bei bestimmten langweiligen Übungsstunden so getan habe, als sei mein Bogen ein Lichtschwert. Ich bedaure nur, dass wir den Imperial March nicht in unserem Programm haben, aber ich glaube, dass das Konzert dieses Jahr gut laufen wird, also vielleicht beim nächsten Mal? Daumen drücken!