Eintauchen in den Bewusstseinsstrom
In Paloma Muñoz’ Stück formen und formieren sich Figuren aus Virginia Woolfs Werken wie Gedanken. Es ist, als würden wir einen Blick in den Kopf der Autorin erhaschen, ihrer Imagination folgen. Figuren aus dem Woolf’schen Universum erwachen zum Leben. Ihre bilder- und symbolreiche Sprache, ihr Spiel mit Licht und Schatten, um Stimmungen subjektiver Wahrnehmung zu erzeugen, werden von der Choreografin in Körperbilder übersetzt. «‹I burn, I shiver›, said Jinny, ‹out of this sun, into this shadow.›» Die titelgebenden Worte stammen aus dem Roman Die Wellen und spiegeln eine der traumartigen Innenansichten, mit denen Woolf ihre Überzeugung zum Ausdruck brachte, dass eine objektive Wirklichkeit gar nicht existiere: Sprachbilder, die offenlassen, ob es sich um reines Empfinden, oder äusseres Geschehen handelt.
Wie Virginia Woolf in ihren Büchern kontinuierlich das Leben verarbeitet, es in ästhetische Satzgebilde transformiert, so lässt auch die Choreografin Paloma Muñoz den Bewusstseinsstrom fliessen, bunt und in alle Richtungen, vor und zurück, mit wilden Verästelungen.
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Paloma Muñoz’ Stück beginnt mit einer Frau, die sich (und dem Publikum) Fragen zu Virginia Woolf stellt. Sie kann als eine Art Alter Ego der Choreografin gelesen werden, die versucht, das Schaffen der Künstlerin Woolf zu erfassen, und dabei förmlich in ihr Denken hineingezogen wird. Sie stellt sich der Intensität des kreativen Aktes, so wie die Schriftstellerin sich dem Schreibakt vibrierend hingegeben hat.