Kurzinterview mit Regisseur Gernot Grünewald
Nach Hunger. Ein Feldversuch in der Spielzeit 2022/23 widmet sich Dokumentartheaterregisseur Gernot Grünewald der Fast Fashion, um mit ihr die Verstrickungen unserer neokolonialen Welt zwischen wirtschaftlichen Devisen und kultureller Verantwortung zu beleuchten.
Warum erzählst du diese Geschichte?
Weil sich am Thema Fast Fashion die Absurdität der Globalisierung und viele Abgründe des Kapitalismus aufzeigen lassen. Weil sie bei den meisten von uns ein Ausdruck von Ressourcen und klimapolitischer Dekadenz ist und viel über menschliche Verdrängungspotenziale erzählt.
Wie passt der Stoff in die Schweiz?
Weil neben London die Mehrheit des weltweiten Baumwollhandels von der Schweiz aus getätigt wird, weil die Schweiz nach Luxemburg die zweithöchsten Pro-Kopf-Ausgaben für Kleidung und Schuhe hat. Und weil sie Kraft ihres Wohlstandes die Möglichkeit hätte, für eine andere Modeindustrie einzustehen.
Würde das Stück an einen anderen Ort als im Theater gespielt, welcher wäre es?
Option 1: Die Spinnerei Felsenau, einstmals eine wichtige Berner Textilfabrik mit Kinderarbeit, prekärer Bezahlung und deutlich zu langen Arbeitstagen, heute Standort der Probebühnen des Theaters. Option 2: In einem Shein Pop-Up Store. Option 3: Die Spital- und Marktgasse nachts mit viel Licht und lauter Musik.