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Mehr als 100 Klaviersonaten komponierte Muzio Clementi während seines ereignisreichen Lebens, das schon früh eine glückliche Wendung nahm: Auf einer Romreise entdeckte der Brite Sir Peter Beckford die musikalischen Talente des erst vierzehnjährigen Clementi und entschloss sich kurzerhand, den Jungen nach England mitzunehmen, um ihn dort ausbilden zu lassen. Schnell erzielte Clementi als Pianist und Komponist grosse Erfolge und konzertierte vor zahlreichen gekrönten Häuptern, darunter Kaiser Joseph II., der am Heiligabend 1781 gar zu einem Klavier- und Improvisationswettstreit zwischen Clementi und Wolfgang Amadeus Mozart in die Wiener Hofburg einlud (Ergebnis: unentschieden!). Konzertreisen führten Clementi durch ganz Europa (u.a. nach St. Petersburg, Dresden, Prag, Riga, Zürich, Leipzig und Berlin), auf denen er Komponisten wie Haydn, Beethoven, Liszt und Mendelssohn Bartholdy begegnete. Darüber hinaus war Clementi als einflussreicher Verleger (u.a. hatte er für England das Monopol auf die Werke Beethovens) und als Klavierbauer tätig. Sein Grab befindet sich in der Westminster Abbey in London, wo eine Inschrift ihn als «Father of the Pianoforte» würdigt.
Er ist als einer der wohl schillerndsten und exzentrischsten Komponisten in die Musikgeschichte eingegangen: Alexander Skrjabin. Mit seinen Kompositionen wollte der visionäre Moskauer mystisch-ekstatische Kunstwerke schaffen, die alle Sinne ansprechen. Er entwickelte u.a. ein eigenes harmonisches System und schuf in seinem Orchesterwerk Prometheus (1910/11) als erster Komponist einen Part für ein Farbenklavier, mithilfe dessen gleichzeitig zur gespielten Musik farbiges Licht auf einer Leinwand projiziert werden sollte. Seine Klaviersonate Nr. 2 stammt aus einer früheren Schaffensperiode, der man durchaus anhören kann, dass die Wurzeln Skrjabins – ein Kommilitone Sergej Rachmaninows am Moskauer Konservatorium – in der Tradition liegen. Eine Reise Skrjabins an die Ostsee wurde zur Inspiration für die Klaviersonate Nr. 2: «Es war ein solches Spiel von Farben und Schattierungen, wie ich es noch nie gesehen habe. Es war ein Gemälde, ein Fest der Wahrheit.» In einer Beschreibung der Sonate führt Skrjabin aus: «Der erste Teil vermittelt die Ruhe der Nacht am Meeresufer im Süden. In der Durchführung hören wir den getragenen Aufruhr der Tiefen. Der E-Dur-Teil verkörpert das sanfte Mondlicht, das nach der ersten Dunkelheit der Nacht erscheint. Der zweite Satz, presto, zeigt den stürmischen Aufruhr der unendlichen Weite des Ozeans.»
Der Titel ist Programm: Mit Játékok (Spiele), einer Sammlung von Klavierstücken, verfolgte György Kurtág das Ziel, insbesondere jungen Klavierschüler*innen einen spielerischen Zugang zum Instrument ermöglichen. Neun Bände sind so zwischen 1975 und 2017 erschienen, die seitdem längst nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, sondern auch bei Erwachsenen zu einem unerschrockenen Umgang mit dem Instrument beigetragen und die Neugier auf zeitgenössische Musik geweckt haben.
Er schuf eine grosse Anzahl von romantischen Charakterstücken für Klavier. Sonaten hingegen komponierte Frédéric Chopin nur wenige. Seine dritte (und letzte) Klaviersonate entstand 1844, fünf Jahre vor seinem Tod. Hier beweist Chopin, dass er sehr wohl auch die nach strengem Formschema gebaute Sonatengattung – nach Prägung der Wiener Klassik – beherrscht und sie sich gleichwohl zu eigen macht.