Am 11. April des Jahres 1814 führte Ludwig van Beethoven sein Klaviertrio op. 97 im Wiener Hotel Zum Römischen Kaiser zum ersten Mal öffentlich auf, gemeinsam mit dem Geiger Ignaz Schuppanzigh und dem Cellisten Joseph Linke. Widmungsträger des Trios ist Erzherzog Rudolph von Österreich, der seit 1809 Schüler des Komponisten war und ihn mit einer üppigen jährlichen Rente versah. Das Erzherzog-Trio war Beethovens letzte Auseinandersetzung mit der Gattung – und die Uraufführung gleichzeitig sein letzter Auftritt als Pianist. «Im Forte schlug der arme Taube so darauf, daß die Saiten klirrten», berichtet Louis Spohr.
Höhepunkt des Werkes ist das innige Andante cantabile, dessen wunderbar liedhaftes Thema in vielfältigen Variationen fortgeführt wird. Vieles in diesem Satz weist schon auf das Spätwerk und besonders auf die letzten Streichquartette voraus. Eröffnet wird das Trio mit einem melodisch eingängigen und gravitätisch voran-schreitenden Thema. Das folgende Seitenthema ist im Charakter verwandt. Kontrastreiche Gegenüberstellungen, aber auch motivische Fortspinnungen prägen diesen Kopfsatz, der dadurch besonders vielfältig und lebendig wird.
An zweiter Stelle findet sich ein Scherzo-Satz von ungewöhnlicher Art: Da ist zum einen die tänzerische, walzerartige Welt des Hauptthemas (betont simpel aus einer aufsteigenden Tonleiter generiert), zum anderen finden sich kontrapunktische und engschrittige Passagen eine aussergewöhnliche Mischung konträrer Genres. Wie das Scherzo hat auch das Finale tänzerischen und unbeschwerten Charakter und mündet schliesslich in ein überschäumendes Presto.
Nur wenige Jahre trennen Beethovens Erzherzog-Trio und Franz Schuberts Forellenquintett. Dieses Quintett ist heute zweifelsfrei eine seiner bekanntesten und beliebtesten Kompositionen. Anders als etwa das Streichquartett Der Tod und das Mädchen (das ebenfalls ein Liedzitat enthält) kommt es ohne tragische Einbrüche aus und repräsentiert ganz die Sphäre des Heiteren und Gelösten.
Seiner Entstehungsgeschichte nach ist das Quintett ein echtes Gelegenheitswerk: Johann Michael Vogl, einer der bekanntesten Sänger im Wien der Beethovenzeit und Freund Schuberts, hatte den Komponisten Anfang Juni des Jahres 1819 mit auf eine Reise in die oberösterreichische Stadt Steyr genommen, zu Sylvester Paumgartner, einem vermögenden Junggeselle, der leidenschaftlich gern Cello spielte und keines der Lieder Schuberts so liebte wie Die Forelle. «Der erste Stock enthielt seine Wohnung mit einem dekorierten Musikzimmer für […] kleinere Abendgesellschaften», heisst es in den Erinnerungen des Schubert-Freundes Albert Stadler, «in diesen Räumen entzückten uns meist in dem Jahre 1819 Schuberts und Vogls Gesang». Auf Paumgartners Anregung hin schuf Schubert sein Forellenquintett.
Auffällig ist die Besetzung, die sich das Quintett op. 87 von Johann Nepomuk Hummel zum Vorbild nimmt (auch dies war offenbar eine Anregung Paumgartners). Dem Klavier steht dabei eine Streichergruppe aus Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass gegenüber. Dies erschliesst zusätzliche Bassregionen und befreit das Cello, das sich zu eindrucksvollen Kantilenen und solistischen Passagen emporschwingt. Den Anfang bildet ein gesangliches Allegro vivace. Ihm folgen ein zweiteilig angelegtes Andante und ein schwungvolles Scherzo. Der vierte Satz schliesslich enthält die Variationen über die Forelle – weniger allerdings deren trauriges Ende (trotz der gelegentlichen Moll-Eintrübungen) als vielmehr die «launige Eil’» im hellen Bächlein. Wie das Andante ist auch das Finale zweiteilig konzipiert, dabei werden verschiedene Elemente der vorangegangenen Sätze aufgenommen.