6. Symphoniekonzert: Nicholas Carter dirigiert Brahms
Obwohl Symphonien von Kontrasten leben, können sie doch aufs Ganze gesehen eine bestimmte Färbung oder Tönung annehmen. Haydns e-Moll-Symphonie und Brahms’ Dritte sind einander dabei auf überraschende Weise ähnlich, beide wirken in sich gekehrt, fast versponnen. Schwermut oder Traurigkeit sucht man allerdings vergebens, auch wenn jemand zur Unterscheidung der vielen Haydn-Symphonien einst den Spitznamen «Trauersymphonie» an die Vierundvierzigste vergab.
Brittens Klavierkonzert bildet in seiner extrovertierten Grundhaltung einen schönen Kontrast zu den beiden Symphonien. Nicholas Carter, der seit der Saison 2021/22 als Chefdirigent und Co-Operndirektor der Oper Bern wirkt, wird durch sein Dirigat die drei Werke zweifellos in eine spannende Beziehung zueinander setzen. Im Tonfall ist Britten in seinem Klavierkonzert dem Altersgenossen Schostakowitsch sehr nahe, das Grotesk-Aparte spielt eine entscheidende Rolle. Da das Werk auch ein echtes Virtuosenstück ist, scheint es wie geschaffen für den jungen britischen Pianisten Benjamin Grosvenor. Schon als Neunzehnjähriger spielte er das Britten-Konzert bei den «Proms» in der Londoner Royal Albert Hall.
Joseph Haydn (1732 – 1809)
Symphonie Nr. 44 e-Moll Hob. I:44 (1770/71) (23')