Hélène Grimaud
Ein wahres Multitalent unserer Zeit: Hélène Grimaud ist nicht nur eine leidenschaftliche Pianistin, die ihr Instrument mit starkem poetischem Ausdruck und unvergleichlichem technischem Können spielt. Sie zeichnet sich ebenso aus als engagierte Naturschützerin, als mitfühlende Menschenrechtlerin und als Buchautorin. Die intensive Hingabe, mit der sie sich ihrer musikalischen Arbeit widmet, hat ein Pendant in der Breite und Tiefe ihres Interesses an Umweltschutz, Literatur und Kunst.
Hélène Grimaud ist seit 2002 Exklusivkünstlerin der Deutschen Grammophon. Ihre Aufnahmen erhielten begeisterte Kritiken und viele Auszeichnungen wie unter anderem den Cannes Classical Recording of the Year, Choc du Monde de la musique, Diapason d’or, Grand Prix du disque, Record Academy Prize (Tokio), Midem Classic Award und ECHO Klassik.
Zu Grimauds frühen Aufnahmen zählen Reflection und Credo (beide mit einer Reihe thematisch verbundener Werke); ein Album mit Sonaten von Chopin und Rachmaninow; eine Bartók-CD, auf der Grimaud das Dritte Klavierkonzert mit dem London Symphony Orchestra und Pierre Boulez spielt; ein Beethoven-Album mit der Staatskapelle Dresden und Vladimir Jurowski, das als eines der besten klassischen Alben für die »Classical Essentials« von iTunes ausgewählt wurde; Solowerke und Konzerte von Bach mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, die Grimaud vom Klavier aus dirigierte; und auf DVD erschien Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2 mit dem Lucerne Festival Orchestra und Claudio Abbado.
2010 kam ihr Solo-Album Resonances mit Werken von Mozart, Berg, Liszt und Bartók heraus. 2011 folgte ein Mozart-Album mit den Klavierkonzerten Nr. 19 und Nr. 23 und der Konzertarie Ch’io mi scordi di te? mit der Sopranistin Mojca Erdmann. Ihre nächste Veröffentlichung, Duo, die sie mit der Cellistin Sol Gabetta einspielte, erhielt den ECHO Klassik 2013 in der Kategorie »Kammermusik-Einspielung des Jahres«, und 2013 erschien ihr Album mit den beiden Klavierkonzerten von Brahms – dem Konzert Nr. 1 mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Leitung von Andris Nelsons und dem Konzert Nr. 2 mit Nelsons und den Wiener Philharmonikern. Es folgte Water (2016), eine Live-Aufnahme der Aufführungen von tears become… streams become…, einer viel gerühmten, grossformatigen, alle Sinne ansprechenden Installation in der New Yorker Park Avenue Armory, geschaffen vom Turner-Preisträger Douglas Gordon in Zusammenarbeit mit Grimaud. Water stellt Werke von neun Komponisten vor: Berio, Takemitsu, Fauré, Ravel, Albéniz, Liszt, Janáček, Debussy und Nitin Sawhney. 2017 erschien Perspectives, zwei CDs mit einer persönlichen Auswahl von Höhepunkten aus ihrer DG-Diskografie, darunter auch zwei »Zugaben«: Brahms’ Walzer As-Dur und Sgambatis Arrangement von Glucks »Reigen seliger Geister«, die bisher nicht als CD/Streaming veröffentlicht waren.
Das Album Memory kam 2018 heraus. Grimaud geht darin der Frage nach, wie Musik die Vergangenheit wieder zum Leben erwecken kann, und spielt dazu eine Reihe flüchtiger Miniaturen von Chopin, Debussy, Satie und Valentin Silvestrov. Im Anschluss schuf die Pianistin mit dem 2020 erschienenen Album The Messenger einen faszinierenden Dialog zwischen Silvestrov und Mozart. Gemeinsam mit der Camerata Salzburg spielte sie Mozarts Klavierkonzert KV 466 und Silvestrovs Two Dialogues with Postscript und The Messenger – 1996, von dem auch eine Soloversion auf dem Album ist. Mozarts Fantasien KV 397 und KV 475 komplettieren das Programm.
Für ihr neuestes Album befasst sie sich mit Silvestrovs Vokalmusik. Grimaud und der Bariton Konstantin Krimmel bieten auf Silent Songs eine Auswahl aus dem monumentalen gleichnamigen Liederzyklus des ukrainischen Komponisten dar. Das Album erscheint im März 2023. »Ich finde diese Musik sehr anrührend in ihrer Aufrichtigkeit und Transparenz«, sagt die Pianistin.
Zu den Höhepunkten von Grimauds Arbeit im Jahr 2023 zählten ein Recital in der Carnegie Hall, bei dem sie Werke von Chopin, Debussy, Satie, Schumann und Silvestrov spielte; Schumanns Klavierkonzert mit der Camerata Salzburg in Ludwigshafen, Salzburg und Turin (Februar 2023); und eine ausgedehnte europäische Recital-Tournee mit Stationen zunächst in Wien und Luxemburg sowie anschliessend in zahlreichen Städten in der Schweiz und in Deutschland (März bis Mai 2023).
1969 in Aix-en-Provence geboren, studierte Hélène Grimaud bei Jacqueline Courtin am dortigen Konservatorium und anschliessend bei Pierre Barbizet in Marseille. Im Alter von nur 13 Jahren wurde sie am Pariser Conservatoire angenommen, wo sie schon drei Jahre später 1985 den ersten Preis im Fach Klavier erhielt. Weiteren Unterricht nahm sie bei György Sándor und Leon Fleisher. 1987 gab sie ihr erfolgreiches erstes Recital in Tokio und im selben Jahr lud sie der Dirigent Daniel Barenboim ein, mit dem Orchestre de Paris aufzutreten. Dies war der Beginn von Grimauds glanzvoller Karriere. Sie ist gekennzeichnet durch Konzerte mit internationalen Spitzenorchestern und berühmten Dirigenten.
Zwischen ihrem Debüt mit den Berliner Philharmonikern unter Claudio Abbado im Jahr 1995 und ihrem ersten Auftritt mit den New Yorker Philharmonikern unter Kurt Masur 1999 – zwei der vielen gefeierten Meilensteine ihrer Laufbahn – debütierte Grimaud noch in einem völlig anderen Fach: Sie gründete das Wolf Conservation Center in Upper New York State.
Ihre Liebe zu dieser gefährdeten Art begann mit der zufälligen Begegnung mit einem Wolf in Nordflorida. Sie führte zu dem Entschluss, ein Zentrum für Umwelterziehung ins Leben zu rufen. »Direkt für den Schutz der Natur zu arbeiten und die Möglichkeit zu haben, die Tiere in ihre angestammte Welt zurückzubringen, ist eine einzigartige Erfahrung«, erklärt die Pianistin. Hélène Grimauds Engagement umfasst jedoch weitaus mehr: So ist sie auch Mitglied der Organisation »Musicians for Human Rights«, eines weltumspannenden Netzwerks von Musikern und anderen in der Musikbranche Tätigen, das sich für Menschenrechte und sozialen Wandel einsetzt.
Darüber hinaus ist die Künstlerin auch schriftstellerisch tätig. Bislang hat sie drei Bücher geschrieben, die in verschiedenen Sprachen erschienen sind. Das erste, Variations sauvages, kam 2003 heraus. 2005 bzw. 2013 folgten die autobiografisch gefärbten Romane Leçons particulières und Retour à Salem.
Es ist jedoch stets das gedankenvolle, einfühlsame und ausdrucksstarke Musizieren, mit dem Hélène Grimaud die Gefühle der Menschen am besten erreicht. Dank ihrer ausgedehnten Tourneen als Konzertsolistin haben Hörer auf der ganzen Welt die Möglichkeit, sich an ihrer Arbeit zu erfreuen. Auch als engagierte Kammermusikerin ist Grimaud bei den renommiertesten Festivals und kulturellen Veranstaltungen aufgetreten. Zu ihren musikalischen Partnern zählen so unterschiedliche Musiker wie Sol Gabetta, Rolando Villazón, Jan Vogler, Truls Mørk, Clemens Hagen, Gidon Kremer, Gil Shaham und die Gebrüder Capuçon. Ihr ausserordentlicher und wegweisender Beitrag zur Welt der klassischen Musik wurde von der französischen Regierung gewürdigt, als sie im Rang eines Ritters in die Ehrenlegion aufgenommen wurde und damit den höchsten Verdienstorden Frankreichs erhielt.