Jean-Yves Thibaudet
Mit seiner eleganten Musikalität und seiner einfühlsamen Herangehensweise an sowohl zeitgenössisches als auch etabliertes Repertoire hat sich Jean-Yves Thibaudet den Ruf als einer der weltweit besten Pianisten erworben. Besonders bekannt ist er für seine vielfältigen Interessen über die klassische Welt hinaus; neben zahlreichen Ausflügen in Jazz und Oper – darunter Werke, die er selbst für Klavier transkribiert hat – hat Thibaudet weltweit enge künstlerische Freundschaften geschlossen, die zu fruchtbaren Kooperationen in Film, Mode und bildender Kunst führten. Er ist ein engagierter Pädagoge und der erste Artist-in-Residence an der Colburn School, die mehrere Stipendien in seinem Namen vergibt.
Die Saison 2025–26 eröffnet Thibaudet mit Saint-Saëns’ Klavierkonzert Nr. 5 beim Royal Concertgebouw Orchestra in Amsterdam und Bukarest; später bringt er das Werk zum Orchestre Philharmonique Royal de Liège, Houston Symphony, National Arts Centre Orchestra, San Francisco Symphony, Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo sowie zum Israel Philharmonic Orchestra. Mit dem Berner Symphonieorchester führt er Saint-Saëns zusammen mit Guillaume Connessons The Shining One – eigens für Thibaudet komponiert – auf. Als grosser Förderer von Khachaturians Klavierkonzert, das er kürzlich für Decca aufgenommen hat, spielt Thibaudet das Werk im November mit dem St. Louis Symphony Orchestra und dem New York Philharmonic. Im Januar bildet Thibaudet den Auftakt und Abschluss des Body and Sound Festivals des LA Phil mit Skrjabins Prometheus und Messiaens Turangalîla-Symphonie – bevor er mit dem Rochester Philharmonic Orchestra die Weltpremiere eines neuen Klavierkonzerts von Aaron Jay Kernis gibt. Anschliessend reist er nach Australien, um Qigang Chens Er Huang und Gershwins Variationen über „I Got Rhythm“ mit dem Sydney Symphony Orchestra aufzuführen, gefolgt von Gershwins Klavierkonzert in F mit dem Melbourne Symphony Orchestra – ein Werk, das er später auch mit dem Gothenburg Symphony Orchestra sowie dem Berner Symphonieorchester spielt. Er tritt mit dem New World Symphony in Leonard Bernsteins Symphonie Nr. 2 „The Age of Anxiety“ auf und beendet seine Saison 2025–26 mit demselben Werk beim Chicago Symphony Orchestra.
Neben seinen solistischen Auftritten mit Orchester begleitet Thibaudet im Herbst die Violinistin Lisa Batiashvili und den Cellisten Gautier Capuçon auf einer Trio-Tournee durch Westeuropa; im Frühling treten Thibaudet und Capuçon in einem Duo-Recital in Kalifornien erneut gemeinsam auf. Zudem setzt er seinen mehrjährigen Schwerpunkt mit Debussys Préludes fort und spielt beide Livres bei Recitals rund um die Welt.
Als produktiver Aufnahme-Künstler ist Jean-Yves Thibaudet auf mehr als 70 Alben und sechs Filmmusiken vertreten; sein umfangreiches Repertoire wurde mit zwei GRAMMY®-Nominierungen, zwei ECHO Awards, dem Preis der deutschen Schallplattenkritik, dem Diapason d’Or, dem CHOC du Monde de la Musique, dem Edison-Preis und Gramophone-Auszeichnungen geehrt. Zu seinen jüngsten Aufnahmen zählen: Khachaturian, eine Hommage an den armenischen Komponisten von seinem Klavierkonzert bis zu seinen filmischen Solo-Klavierwerken; Gershwin Rhapsody, eine Sammlung von Gershwin-Stücken, aufgenommen mit Michael Feinstein, darunter vier neu entdeckte Werke; Night After Night, eine Würdigung von James Newton Howards Filmmusiken für die Filme von M. Night Shyamalan; und Carte Blanche, eine Sammlung sehr persönlicher Solo-Klavierstücke, darunter eine speziell in Auftrag gegebene Suite aus Dario Marianellis Pride & Prejudice, die vom Komponisten selbst arrangiert wurde.
Thibaudet ist auch in den Bereichen Film, Mode und Philanthropie aktiv. Sein erster Ausflug in die Filmmusik war ein Paar von Schuberts Impromptus Op. 90, aufgenommen für Jane Campions Film The Portrait of a Lady (1996). Pride & Prejudice – kürzlich in einer speziellen 20-Jahr-Jubiläums-Ausgabe wiederveröffentlicht und 2025 von der RIAA mit Gold zertifiziert – markierte seine erste Solistenrolle bei einem Original-Score; mit Marianelli arbeitete er erneut an dessen Oscar®-prämiertem Score für Atonement (2007). Thibaudet ist ausserdem auf Alexandre Desplats Scores für Extremely Loud & Incredibly Close (2011) und The French Dispatch (2021) sowie auf Aaron Zigmans Score für Wakefield (2016) zu hören. Er hatte einen Cameo-Auftritt in Bruce Beresfords Film über Alma Mahler, Bride of the Wind, und sein Klavierspiel ist im Film prominent vertreten. Seine Konzertgarderobe entwirft Dame Vivienne Westwood, mit der er eng befreundet war; eines ihrer letzten Projekte war eine massgeschneiderte Hülle für eine limitierte Vinyl-Wiederveröffentlichung von Thibaudets Aufnahme von Debussys Préludes.
Jean-Yves Thibaudet wurde in Lyon, Frankreich, geboren, wo er mit fünf Jahren mit dem Klavierunterricht begann und im Alter von sieben Jahren sein erstes öffentliches Konzert gab. Er erhielt seine Ausbildung am Pariser Konservatorium, wo er bei Aldo Ciccolini und Lucette Descaves – einer Freundin und Mitarbeiterin Ravels – studierte. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen die Victoire d’Honneur als höchste Ehrung der französischen Victoires de la Musique. 2010 ehrte ihn die Hollywood Bowl für seine musikalischen Leistungen mit der Aufnahme in ihre Hall of Fame. Thibaudet ist ehemaliger Chevalier des Arts et des Lettres und wurde 2012 vom französischen Kulturministerium zum Officier des Arts et des Lettres ernannt. 2020 wurde er zum Sonderbotschafter für die Förderung der französischen Kreativ- und Kulturindustrie in Rumänien berufen, und 2025 verlieh ihm die französische Regierung den Titel Chevalier der Légion d’honneur. Er ist gemeinsam mit Gautier Capuçon künstlerischer Berater des Festivals Musique & Vin au Clos Vougeot in Burgund.