Was wir tragen, wie wir es tragen und woher es kommt – darin spiegelt sich eine globale Geschichte von Macht, Ausbeutung und Verantwortung. Die Schweiz, scheinbar neutral und makellos, ist tief verstrickt in das Netz aus postkolonialen Abhängigkeiten. Die Textilindustrie – von der Produktion bis zur Entsorgung – erzählt eine Geschichte, die sich über Kontinente spannt und uns alle betrifft. In dieser Geschichte finden wir uns selbst wieder: als Konsument*innen, als Bürger*innen, als Menschen mit Handlungsspielräumen in einem System, das auf Ungleichheit basiert.
Der Hashtag #lookoftheday versinnbildlicht die beschleunigte Logik der Fast-Fashion-Industrie, in der jeder Tag einen neuen Look, einen neuen Trend und damit neuen Konsum fordert. Die Perspektive der Influencer*innen, die diesen täglichen Wandel inszenieren und monetarisieren, wird in diesem Theaterabend zum zentralen Prisma unserer eigenen Konsummuster, Sehnsüchte und Teilhabe an globalen Ausbeutungsstrukturen.
Der Regisseur Gernot Grünewald ist einer der wichtigsten Vertreter des modernen Dokumentartheaters. Nach seiner erfolgreichen Arbeit Hunger. Ein Feldversuch in der Spielzeit 2022/23 kehrt er zurück nach Bern, um sich der Super-Fast-Fashion-Industrie zu widmen. Gemeinsam mit einem journalistischen Team des Magazins Reportagen, begibt er sich auf die Recherche, die von China und Indien über Ghana und Haiti zurück nach Bern führt.
Das Rechercheprojekt lädt ein zu einer kritischen Reise entlang der komplexen Verstrickungen unserer textilen Gegenwart. Es öffnet einen Raum für Auseinandersetzung und fragt nach politischen und gesellschaftlichen Szenarien der Veränderung.