ca. 1h 50min ohne Pause
Als Annie Ernaux im Herbst 2022 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, beschrieben die Feuilletons die 82-jährige französische Schriftstellerin als «Sezierende», «Archäologin in eigener Sache», «Ethnologin ihrer Selbst» und «stolze Feministin», und die Süddeutsche Zeitung konstatierte: «Ihre Art, von sich selbst zu sprechen, hat die Welt verändert». In der Tat: Im Schreiben über sich selbst schafft es Ernaux, ihre Erfahrungen so genau, so unerbittlich und nüchtern darzustellen, dass im Persönlichen und Individuellen das Allgemeine hervortritt. Dass diese Erfahrungen ganze Generationen von Frauen betreffen, macht ihre Literatur so schockierend, so politisch.
Die Schweizer Filmregisseurin Stina Werenfels, bekannt durch ihre psychologisch genauen und mehrfach ausgezeichneten Filme Das Nachbeben(2006) oder Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern (2015), wird mit dem Panorama einer weiblichen Biografie und der Frage nach der gesellschaftlichen Verortung die Spielzeit im Schauspiel eröffnen und dabei Annie Ernaux’ vier Romane Die Jahre, Erinnerung eines Mädchens, Das Ereignis und Der junge Mann zu der Erfahrung eines Lebens verbinden.
TW: In der Inszenierung werden sexualisierte Gewalt, Bulimie und das Thema Schwangerschaftsabbruch explizit thematisiert.